Das Experiment - Kleines Bewerbungsbrevier für unzufriedene Arbeitnehmer (Teil 3)
appatoon, Freitag, 16. Juni 2006, 15:34
Prolog (Wie alles begann)
Teil 1 (Von streichzarten Träumen und handfesten Postulaten)
Teil 2 (Flummies und Klingeltöne)
So konnte das nicht weitergehen. Herr A. begab sich sofort nach seiner Rückkehr auf die Suche nach dem idealen Job. Er kaufte sich Zeitungen, die er nicht einmal zum Einwickeln von Fischen verwenden wurde, vertraute sich Scouts an und schreckte auch nicht vor Monstern zurück. Nur nicht zu verbissen an die Sache rangehen! Gefahren lauerten schließlich überall - was war da zu verlieren?! Die Arbeitswelt da draußen war noch verrückter wie angenommen...
Teil 1 (Von streichzarten Träumen und handfesten Postulaten)
Teil 2 (Flummies und Klingeltöne)
So konnte das nicht weitergehen. Herr A. begab sich sofort nach seiner Rückkehr auf die Suche nach dem idealen Job. Er kaufte sich Zeitungen, die er nicht einmal zum Einwickeln von Fischen verwenden wurde, vertraute sich Scouts an und schreckte auch nicht vor Monstern zurück. Nur nicht zu verbissen an die Sache rangehen! Gefahren lauerten schließlich überall - was war da zu verlieren?! Die Arbeitswelt da draußen war noch verrückter wie angenommen...
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Das Experiment - Kleines Bewerbungsbrevier für unzufriedene Arbeitnehmer (Teil 2)
appatoon, Samstag, 27. Mai 2006, 19:00
Prolog (Wie alles begann)
Teil 1 (Von streichzarten Träumen und handfesten Postulaten)
Herr A. wurde zwangsweise zu einer Messe in bajuwarisches Gebiet für eine Woche delegiert, die ihn zeitlich in seinen Vorbereitungen für das Experiment weit zurückwarf. Der am Messestand seiner Firma vorbeiwabbernde Besucherstrom wollte nicht abreißen. Haupsächlich lag das an den vagabundierenden Schulklassen, die ihre Suche nach kostenlosen Werbeartikeln im Laufe des Tages perfektioniert hatten und jeden Messestand in Heuschreckenmanier zurückließen.
Die Nachricht von der Entlassung seiner beiden Lieblingskolleginnen erreichte Herrn A. per SMS, als er sich gerade schützend vor die begehrten roten und grünen Werbe-Flummis mit Logoaufdruck stellte, um sie vor gierigen Händen zu verteidigen. Durch den im Sparabo erstandenen "Kuh-lingelton" der eingehenden SMS gewann er kurzfristig gute zwei Meter zu den Angreifen, erschrak aber auch so sehr, daß er die Schale mit den Flummis umwarf, die daraufhin auf- und abhüpfend den kompletten Messestand in eine Teletubbielandschaft verwandelten. Aus den Augenwinkeln bemerkte Herr A. die durchdringenden Blicke seines Chefs, der sein Gespräch mit einem wichtigen Geschäftspartner dadurch zu retten versuchte, indem er das Malheur als 17 Uhr Messestand-Live-Act verargumentierte....
Erfolgreich umschiffte Herr A. durch Ausreden die obligatorische allabendliche Standparty, bei denen üblicherweise nur noch dehydrierte Häppchen und schal schmeckender Sekt angeboten wurden. Im Hotelzimmer angekommen lockerte er die Krawatte, ging zur Minibar, stärkte sich mit einem Glas Milch und schwor sich, seinen Plan nach diesem Tag der Niederlage noch intensiver voranzutreiben, vorerst die Finger von Flummis zu lassen und seinen Klingelton als Zeichen des Protests beizubehalten.
[Gewidmet dem kuhratorium]
Teil 1 (Von streichzarten Träumen und handfesten Postulaten)
Herr A. wurde zwangsweise zu einer Messe in bajuwarisches Gebiet für eine Woche delegiert, die ihn zeitlich in seinen Vorbereitungen für das Experiment weit zurückwarf. Der am Messestand seiner Firma vorbeiwabbernde Besucherstrom wollte nicht abreißen. Haupsächlich lag das an den vagabundierenden Schulklassen, die ihre Suche nach kostenlosen Werbeartikeln im Laufe des Tages perfektioniert hatten und jeden Messestand in Heuschreckenmanier zurückließen.
Die Nachricht von der Entlassung seiner beiden Lieblingskolleginnen erreichte Herrn A. per SMS, als er sich gerade schützend vor die begehrten roten und grünen Werbe-Flummis mit Logoaufdruck stellte, um sie vor gierigen Händen zu verteidigen. Durch den im Sparabo erstandenen "Kuh-lingelton" der eingehenden SMS gewann er kurzfristig gute zwei Meter zu den Angreifen, erschrak aber auch so sehr, daß er die Schale mit den Flummis umwarf, die daraufhin auf- und abhüpfend den kompletten Messestand in eine Teletubbielandschaft verwandelten. Aus den Augenwinkeln bemerkte Herr A. die durchdringenden Blicke seines Chefs, der sein Gespräch mit einem wichtigen Geschäftspartner dadurch zu retten versuchte, indem er das Malheur als 17 Uhr Messestand-Live-Act verargumentierte.
[Gewidmet dem kuhratorium]
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Das Experiment - Kleines Bewerbungsbrevier für unzufriedene Arbeitnehmer (Teil 1)
appatoon, Mittwoch, 24. Mai 2006, 13:46
Prolog (Wie alles begann)
Es waren die ersten Nächte, die Herr A. wieder ruhig geschlafen hatte. In seinen Träumen sah er sich zwischen Dutzenden von Schafen glücklich im kniehohen saftigen Grün umherspringen – sein 5000 Pfund teures Landhaus im Rücken und die Steilküste vor sich, an deren Fuß nur noch das Strandgut an eine andere Welt erinnerte. Jetzt musste seine Lieblings-Traumszene mit der streichzarten, leicht salzig schmeckenden Butter vor seinem inneren Auge auftauchen. Noch bevor er in das dicke, mit einem Inch Cheddar belegte krustige Landbrot beißen konnte, wachte er zu seinem Bedauern auf.
Blitzartig beförderte er die Rolläden in ihre tägliche Ruheposition, riß alle Fenster auf und sog die frische Luft ein. Aaaahhhhh - Man konnte schon den Frühling riechen – den Geruch von erwachendem prallen Leben! Eine kurze Niesattacke beendete das sinnliche Erlebnis, daß ihn nur für einen Moment in die allergene Realität zurückreißen konnte. Er ignorierte das Verfallsdatum des traditional breakfast teas, den er schon lange in die Dunkelheit seiner kleinen Vorratskammer hinter den "Salz-Dill"-Spreewaldgurken und den Fellinchen deponiert hatte, und beschloß, das Experiment jetzt zu beginnen.
Mit einem dicken Edding schrieb er die Überschrift auf's Papier: "Das Bewerbungsexperiment – Spaß am Leben", strich aber kurzerhand den zweiten Teil wieder, da ihn der Spruch zu sehr an seine kürzlich abgeschlossene Riester-Rente erinnerte. Das Papier füllte sich zusehens mit "to do's" und nach kurzer Zeit hatten die wichtigsten Ziele den darwinschen harten Kampf gewonnen. Herr A. lehnte sich zufrieden zurück und einen Schoko-Cookie knabbernd las er laut die neuen Postulate vor:
1. Lerne den Arbeitgeber-Makrokosmos draußen kennen. Suche passende Stellenangebote auf Teufel komm' raus und versuche die Regeln der dunklen Macht zu ergründen, um sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.
2. Bereite dich gut vor! Erstelle deine Unterlagen gewissenhaft. Baue auch Fallen ein und täusche hie und da, um dem Gegner im Highnoon-Duell überlegen zu sein.Gary Cooper Lächeln am Spiegel austesten und üben!
3. Sei dir bewußt, daß die Zahl 42 nicht zwangsläufig die Antwort auf alle deine Fragen sein kann. Rechne mit Rückschlägen!
Das Experiment sollte gleich Morgen beginnen! Herr A. goß den schon fahl schmeckenden Rest des traditional english teas in den Ausguß. Beim Gang ins Badezimmer streifte er das mit kleinen Kleeblättern bedruckte T-Shirt ab, trat vor den Spiegel, grinste sich an und beschloß, Gary Cooper noch eine Chance zu geben.
Es waren die ersten Nächte, die Herr A. wieder ruhig geschlafen hatte. In seinen Träumen sah er sich zwischen Dutzenden von Schafen glücklich im kniehohen saftigen Grün umherspringen – sein 5000 Pfund teures Landhaus im Rücken und die Steilküste vor sich, an deren Fuß nur noch das Strandgut an eine andere Welt erinnerte. Jetzt musste seine Lieblings-Traumszene mit der streichzarten, leicht salzig schmeckenden Butter vor seinem inneren Auge auftauchen. Noch bevor er in das dicke, mit einem Inch Cheddar belegte krustige Landbrot beißen konnte, wachte er zu seinem Bedauern auf.
Blitzartig beförderte er die Rolläden in ihre tägliche Ruheposition, riß alle Fenster auf und sog die frische Luft ein. Aaaahhhhh - Man konnte schon den Frühling riechen – den Geruch von erwachendem prallen Leben! Eine kurze Niesattacke beendete das sinnliche Erlebnis, daß ihn nur für einen Moment in die allergene Realität zurückreißen konnte. Er ignorierte das Verfallsdatum des traditional breakfast teas, den er schon lange in die Dunkelheit seiner kleinen Vorratskammer hinter den "Salz-Dill"-Spreewaldgurken und den Fellinchen deponiert hatte, und beschloß, das Experiment jetzt zu beginnen.
Mit einem dicken Edding schrieb er die Überschrift auf's Papier: "Das Bewerbungsexperiment – Spaß am Leben", strich aber kurzerhand den zweiten Teil wieder, da ihn der Spruch zu sehr an seine kürzlich abgeschlossene Riester-Rente erinnerte. Das Papier füllte sich zusehens mit "to do's" und nach kurzer Zeit hatten die wichtigsten Ziele den darwinschen harten Kampf gewonnen. Herr A. lehnte sich zufrieden zurück und einen Schoko-Cookie knabbernd las er laut die neuen Postulate vor:
1. Lerne den Arbeitgeber-Makrokosmos draußen kennen. Suche passende Stellenangebote auf Teufel komm' raus und versuche die Regeln der dunklen Macht zu ergründen, um sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.
2. Bereite dich gut vor! Erstelle deine Unterlagen gewissenhaft. Baue auch Fallen ein und täusche hie und da, um dem Gegner im Highnoon-Duell überlegen zu sein.
3. Sei dir bewußt, daß die Zahl 42 nicht zwangsläufig die Antwort auf alle deine Fragen sein kann. Rechne mit Rückschlägen!
Das Experiment sollte gleich Morgen beginnen! Herr A. goß den schon fahl schmeckenden Rest des traditional english teas in den Ausguß. Beim Gang ins Badezimmer streifte er das mit kleinen Kleeblättern bedruckte T-Shirt ab, trat vor den Spiegel, grinste sich an und beschloß, Gary Cooper noch eine Chance zu geben.
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Das Experiment - Kleines Bewerbungsbrevier für unzufriedene Arbeitnehmer (Prolog)
appatoon, Dienstag, 23. Mai 2006, 21:25
Herr A. ist mit seiner beruflichen Gesamtsituation unzufrieden. Herr A. hat einen relativ sicheren Lebensabschnittsjob. Doch schon lange drängen sich ihm aber die verborgensten Gedanken wieder ins Bewusstsein, die er seit Jahren im Elektronenhimmel glaubte. War da nicht sein Studienkollege und langer Freund Herr H., mit dem er schon die unglaublichsten WIR-AG's zumindest virtuell gegründet hatte? Was war z.B. mit der Idee der Wandertouren mit kombinierten Free-climbing Seminaren auf Mallorca für die Zielgruppe der kollabierenden Manager oder die Vermietung von kleinen schnuffigen rot-grün oder blau getünchten Landhäusern in den windigen Weiten der Connemara in Irland? Natürlich für die Zielgruppe der kollabierenden Manager des DELL-Konzern auf der anderen Seite der Insel...
Nein nein nein! Irgendwie war die Zeit für diese Höhepunkte geistiges Intellekts noch nicht gekommen, trotz kompletter Finanzierungs- und Businesspläne, die aber auf den Bierdeckeln aufgrund der Zerstörung durch die vielen Kugelschreiberstriche leider kaum noch zu entziffern waren. Herr A. hatte es über Jahre hinweg nie übers Herz gebracht, die Bierdeckel ein Opfer des grünen Punkts werden zu lassen. Wo andere nur einfache Bierdeckel vermuteten, nahm sie Herr A. als viele kleine Leuchttürme wahr, die kurz aufblitzten, um sich dann wieder zu verdunkeln. Aber das Ziel verlor er so zumindest nie aus den Augen. Als großer Nachteil erwies sich die Leuchtturm-Assoziation allerdings in der darauffolgenden Zeit: Des Nachts rotierte er wie ein Wienerwald-Henderl mit Unwucht, bis er nach Monaten der Selbstkritik den Entschluss fasste, zu handeln!
Ein Experiment musste her! Ein Experiment im Verborgenen mit dem Ziel, die dunkle Seite des jetzigen Jobs zu verlassen, sich neu zu bewerben, um vielleicht die ungeheure Macht des „Spaßes“ wieder zu entdecken. Ein Experiment, daß ihn auch nach einem eventuellen Misslingen nicht unbedingt zum Spargelerntehelfer machen würde, obwohl Herr A. Spargel über alles liebte und daher auch dieses Schicksal akzeptieren würde. Ein Experiment als erster kleiner Schritt, der ihn vielleicht doch in ferner Zukunft an den Strand Irlands spülen würde, weil dort Melancholie und der Spaß am Leben einfach zusammengehören?
...weiter mit Teil 1
Nein nein nein! Irgendwie war die Zeit für diese Höhepunkte geistiges Intellekts noch nicht gekommen, trotz kompletter Finanzierungs- und Businesspläne, die aber auf den Bierdeckeln aufgrund der Zerstörung durch die vielen Kugelschreiberstriche leider kaum noch zu entziffern waren. Herr A. hatte es über Jahre hinweg nie übers Herz gebracht, die Bierdeckel ein Opfer des grünen Punkts werden zu lassen. Wo andere nur einfache Bierdeckel vermuteten, nahm sie Herr A. als viele kleine Leuchttürme wahr, die kurz aufblitzten, um sich dann wieder zu verdunkeln. Aber das Ziel verlor er so zumindest nie aus den Augen. Als großer Nachteil erwies sich die Leuchtturm-Assoziation allerdings in der darauffolgenden Zeit: Des Nachts rotierte er wie ein Wienerwald-Henderl mit Unwucht, bis er nach Monaten der Selbstkritik den Entschluss fasste, zu handeln!
Ein Experiment musste her! Ein Experiment im Verborgenen mit dem Ziel, die dunkle Seite des jetzigen Jobs zu verlassen, sich neu zu bewerben, um vielleicht die ungeheure Macht des „Spaßes“ wieder zu entdecken. Ein Experiment, daß ihn auch nach einem eventuellen Misslingen nicht unbedingt zum Spargelerntehelfer machen würde, obwohl Herr A. Spargel über alles liebte und daher auch dieses Schicksal akzeptieren würde. Ein Experiment als erster kleiner Schritt, der ihn vielleicht doch in ferner Zukunft an den Strand Irlands spülen würde, weil dort Melancholie und der Spaß am Leben einfach zusammengehören?
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