Samstag, 16. Januar 2010
Herbstzeitlos – ein Frühlingsgedicht
appatoon, Samstag, 16. Januar 2010, 15:22
Vor Jahren schrieb ich ein Gedicht
ein kleines, aber mit Gewicht
reimte reines Spargelweiss
in leuchtend rotes Erdbeereis
naschte Nähe – liebte Träume
fluffig braune Kaffeeschäume
Zuckerschock und Schokosplitter
so gerne zelebrierten wir Gewitter
besprachen auch mal ohne Worte
den Morgen bei 'ner Sachertorte
Vanilleschweres blondes Haar
uns trennte plötzlich Jahr um Jahr
Ich da – du dort, wie stiegen weiter
auf der saisonalen Leiter
Verzeih' mir meine Schwärmerei
vorbei ist doch vorbei
Ich denk' an dich - du Herstzeitlose
mein Zartgemüse aus der Dose

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Dienstag, 22. Dezember 2009
appatoon, Dienstag, 22. Dezember 2009, 15:26


Einmal dem Unausweichlichen ins Auge sehen. Nur einmal. Der Sehnsucht nach Untergang nachgeben. Volle Fahrt voraus und ein letztes Mal mit dem scharfen Stahlrumpf das Kuriose zur Normalität trennen. Überdrüssig der Ironie des Seemannsgarns, dieser ewigen brausenden Wellen von Aufregung und Entrüstung, die sich aufbäumen, um schließlich am nahen Strand der Heuchelei sanft auszulaufen. Die Mannschaft vertraut der Stetigkeit der See, dem Glanz des Bugs und dem Kaptän, der standhaft noch kurz vor Grau die letzte Position bestimmt. Als ob es immer ein Morgen gäbe. Seit Jahren aus Erfahrung brechen, davon zehren und doch insgeheim exakt auf den Moment warten, daß der 1. Offizier das Fernglas auf die Schaumspitzen richtet, einem die finale Entscheidung abnimmt und die Katastrophe endlich mit weit aufgerissenen Augen laut in den Sturm schreit. Auch das rettende rote Gummiboot am Horizont wird vom Himmel verschluckt. Ein Schlager ins Gesicht! Der kühne Traum aus Glutamat und Rekordglanz am Revers endet in der Badewanne des Heimathafens. Du ruderst wild mit den Händen und erzeugst Gischt aus falschem Fichtennadelöl. All die Standardantworten auf Standardfragen sind ohne Bedeutung. Die Wanne füllt sich langsam mit der Summe alles Vergessenen und du steuerst das Schiff einhändig mit der Chromamatur an der Wand. Gedanken wandern ruhelos 20000 Meilen unter den Meeren. Kraken ziehen dich hinab in die Tiefe und spuckende Unterwasservulkane verbrennen langsam den Hintern, runzeln die Haut. So scheint das Leben zu sein. Aber wirklich. Die Zufriedenheitsgarantie endet schließlich mit dem Ziehen des Stöpsels. Im Wirbel des Maelström versickert nach und nach gurgelnd der Gehorsam. Nach langen bangen Minuten sitze ich um Jahre gealtert auf dem Trockenen, lausche bartstoppelkratzend dem Geheimnis der Stille und zwinkere wortlos Käptn Ahab zu. Soll doch das Meer teilen wer will. Ich mit Sicherheit nicht.

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 Zeitreisen in die Vergangenheit