Das Experiment - Kleines Bewerbungsbrevier für unzufriedene Arbeitnehmer (Prolog)
appatoon, Dienstag, 23. Mai 2006, 21:25
Herr A. ist mit seiner beruflichen Gesamtsituation unzufrieden. Herr A. hat einen relativ sicheren Lebensabschnittsjob. Doch schon lange drängen sich ihm aber die verborgensten Gedanken wieder ins Bewusstsein, die er seit Jahren im Elektronenhimmel glaubte. War da nicht sein Studienkollege und langer Freund Herr H., mit dem er schon die unglaublichsten WIR-AG's zumindest virtuell gegründet hatte? Was war z.B. mit der Idee der Wandertouren mit kombinierten Free-climbing Seminaren auf Mallorca für die Zielgruppe der kollabierenden Manager oder die Vermietung von kleinen schnuffigen rot-grün oder blau getünchten Landhäusern in den windigen Weiten der Connemara in Irland? Natürlich für die Zielgruppe der kollabierenden Manager des DELL-Konzern auf der anderen Seite der Insel...

Nein nein nein! Irgendwie war die Zeit für diese Höhepunkte geistiges Intellekts noch nicht gekommen, trotz kompletter Finanzierungs- und Businesspläne, die aber auf den Bierdeckeln aufgrund der Zerstörung durch die vielen Kugelschreiberstriche leider kaum noch zu entziffern waren. Herr A. hatte es über Jahre hinweg nie übers Herz gebracht, die Bierdeckel ein Opfer des grünen Punkts werden zu lassen. Wo andere nur einfache Bierdeckel vermuteten, nahm sie Herr A. als viele kleine Leuchttürme wahr, die kurz aufblitzten, um sich dann wieder zu verdunkeln. Aber das Ziel verlor er so zumindest nie aus den Augen. Als großer Nachteil erwies sich die Leuchtturm-Assoziation allerdings in der darauffolgenden Zeit: Des Nachts rotierte er wie ein Wienerwald-Henderl mit Unwucht, bis er nach Monaten der Selbstkritik den Entschluss fasste, zu handeln!

Ein Experiment musste her! Ein Experiment im Verborgenen mit dem Ziel, die dunkle Seite des jetzigen Jobs zu verlassen, sich neu zu bewerben, um vielleicht die ungeheure Macht des „Spaßes“ wieder zu entdecken. Ein Experiment, daß ihn auch nach einem eventuellen Misslingen nicht unbedingt zum Spargelerntehelfer machen würde, obwohl Herr A. Spargel über alles liebte und daher auch dieses Schicksal akzeptieren würde. Ein Experiment als erster kleiner Schritt, der ihn vielleicht doch in ferner Zukunft an den Strand Irlands spülen würde, weil dort Melancholie und der Spaß am Leben einfach zusammengehören?

...weiter mit Teil 1



cosmoment, Mittwoch, 24. Mai 2006, 00:02
Die
"rotierende Bewegung wie ein Wienerwald-Händl mit Unwucht" scheint mir genau der richtige Vergleich für schlaflose Nächte, denen dann ein neues Experiment folgt..Gefällt mir :-)
Was das wohl für ein wundersames Experiment sein mag?
Ein zeitloser Kommentar?