Samstag, 7. Oktober 2006
Es musste einfach sein
appatoon, Samstag, 7. Oktober 2006, 22:53
...bevor ich platze: meine Reaktion auf ein Vorstellungsgespräch am Freitag mit dem Headhunter und seinem Mandanten (mein zukünftiger Chef *würg*) Die email ging gerade raus - und mir geht's umso besser...


Sehr geehrter Herr Headhunter,

vielen Dank nochmals für das Gespräch am vergangenen Freitag. Nachdem ich wie besprochen "darüber geschlafen habe", möchte ich Ihnen auch gerne meine Einschätzung in aller Kürze schildern.

Im Vergleich zu unserem telefonischen Vorgespräch empfand ich das Gespräch mit Ihrem Mandanten rückblickend als oberflächlich und anstrengend. Um einen ersten Eindruck voneinander zu gewinnen, erschien mir der vorgebene Zeitrahmen von 45 Minuten als viel zu kurz bemessen. In Anbetracht der noch weiteren 9 Kandidaten am gleichen Tag kann ich dafür aber durchaus Verständnis aufbringen. Das Ihr Mandant meine Qualifikationen, Lebenslauf etc. inhaltlich nicht in Ansätzen kannte, spricht für sein Vertrauen zu Ihnen bei der Vorauswahl. Als überaus störend und dem Gespräch nicht zuträglich muß ich allerdings sein permanentes Gähnen erwähnen, obwohl ich an diesem Tag erst Kandidat Nr. 2 war und ich meinen beruflichen Lebenslauf und meine Person alles andere als langweilig einschätze. Mit Recht interpretierte Ihr Mandant meine bewussten Unterbrechungen des Gesprächs als Reaktion auf seine Müdigkeit als ein Zeichen meiner Mißbilligung - eine korrekte Deutung. Schade auch der Umstand, daß die am Beginn des Gesprächs vereinbarten zielgerichteten Fragen leider nicht gestellt wurden und so ein Dialog kaum zu Stand kam. Leider blieben auch meine konkreten Fragen mit Ausnahme der Arbeitszeiten weitestgehend unbeantwortet und so konnte ich nur einen verschwommenen Eindruck von meinem zukünftigen 40+X-Stunden-Alltag gewinnen.

Das von ihm vehement vertretene alleinige Entscheidungskriterium "Bauchgefühl" für die vakante Position, das er mir gegenüber am Ende des Gesprächs äußerte, werte ich als Ergebnis seiner bisherigen Einstellungsgespräche. Ich respektiere selbstverständlich die Auffassung Ihres Mandanten, sympatisiere aber eher mit Entscheidungsträgern, die sich auch gegenüber Kopf-Eindrücken aufgeschlossen zeigen.

Ausnahmsweise schliesse ich mich heute der Auffassung Ihres Mandanten an und entscheide mich nach reiflicher ausschliesslicher Bauchgefühl-Überlegung, keinesfalls ein Arbeitsverhältnis bei der Firma XYZ einzugehen. Ich danke Ihnen trotzdem für Ihre Bemühungen, die schließlich zu diesem Gespräch führten und mir unverhofft zumindest einen wunderschönen sonnigen Nachmittag in Ihrer Stadt bescherten.

Mit freundlichen Grüßen

Appatoon

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