Herr P.
appatoon, Samstag, 2. Juni 2007, 11:28
Kapitel 1
Ein immerwährendes Grundrauschen wie von einem fernen Wasserfall. Und dieser feine Sprühnebel aus Worten dreht sich wie ein Karussell aus kalten Nadeln in die Stirn. Immer wieder und wieder und wieder. Was sich noch schneller drehen soll, muss doch einfach und schnittig und so unglaublich nah an der Achse sein. Nur keine Unwucht im Zentrum der trainierten Reflexe. Schlank und rank und den Blickfang mit Sahnehäubchen mit Schokostreuseln bekommen wir auch noch hin. Jetzt aber mit Siebenmeilenstiefeln voran. Hopp Hopp. Ich sehe schon. Wir verstehen uns. Ja Herr P. So ist das genau richtig. Das haben Sie uns schön beigebracht. Und kaum einer hat es bemerkt. Wunderbar. Es funktioniert überall und immer und ein paar hingeworfene Worte reichen doch völlig aus. Na? Na also. Klappt doch. Selbstverständlich natürlich und ehrlich und mit Absicht absolut zielsicher ein wenig vorbei an der 12 wegen der Sollbruchstelle, bei der sich der Text in schillernde Regentropfen zerlegt. Das muß so sein. Und die anderen sehen nur deinen Regenbogen. Ist das nicht ein schönes Spiel? Aber Vorsicht. Nicht zu viele Bruchstellen einbauen. Und denke daran, dass es beim ersten Versuch klappen muss. Mach's mit Drall und Schwung. Formvollendet. Tu es. So richtig dolle Gas geben. Zeige, daß du kein Luschi bist! Du weißt doch. Eine zweite Chance gibt es nicht. Mit Effizienz und zweieinhalb Sätzen schmerzfrei durch die Gedanken reisen. Ja ja. Zeige der Welt, wie gut du die Welt kennst. Ein Pfundskerl bist du. Und dann schlage schnell und präzise zu. Wenn keiner mit dir rechnet. Glaube mir. Du willst dich doch in Wahrheit auch nur schneller drehen. Du willst das Leben spüren. Tu genau das, was dich schmerzfrei einlullt. Denke nicht darüber nach. Eindampfen und filtern, bis dich das Konzentrat der eigenen Gedanken blendet. Und dann schieße es mit Macht heraus. Rotiere das unangenehme Leben aus deinem Schädel und verschwende deine Zeit nicht damit, den Bruchstücken nach rechts oder links hinterher zu schauen. Die Geschichte vom Gewinnen klingt aber auch zu gut.
Kapitel 2
Dir hat man bestimmt auch erzählt, dass es kein links oder rechts gibt, wenn man sich nur schnell genug dreht. Dieser Lügner, dieser elende Lügner. Von Außen wird aus den harten schwarzen Konturen auf weißem Hintergrund ein klebriges verschwommenes Grau. Und du siehst es von innen irgendwann genauso. So ist das. Und ihr versteht euch, weil es so einfach ist und du sowieso nicht für's Grobe bist. Alles Überstehende fliegt von ganz alleine weg. Und du bleibst als große Ausnahme zurück. Ganz stabil alleine. Und am Ende des Regenbogens findet dann jeder seinen kleinen Satz als Schatz, den du dort vergraben hast. Na das ist aber schön? Kannst du dir vorstellen, den glasklaren Wasserfall aus Worten hinunterstürzen, um vielleicht nie wieder aufzutauchen? Warum ein Risiko eingehen, fragst du dich. Du tauchst auf und alles ist schlimmer als zuvor. Ach herrje. So kompliziert. So klebrig und zäh. Der Schlamm aus Verdrängtem. Bäh! Deshalb lasse die Finger davon. Das Grau ist doch so nett und warm und es krault dich am Nacken. Es liebt dich doch. Weshalb einen Gedanken verschwenden. Das willst du doch wirklich nicht und das will auch niemand hören oder sehen oder schmecken oder riechen. Das schillert auch nicht und rauscht nicht so, wie sich der Abgrund das vorstellt. Wegen der Unwucht der Tränen. Na du weißt schon. Deshalb drehe dich. Denke an die Regenbogentropfen, auch wenn es so scheint, als sähen sie grau aus. Alles andere ist doch nur Einbildung. Sprühe sie von dir und drehe dich einfach weiter so. Drehe dich immer schneller und schneller, bis es dir die Tränen aus den Augen herauszieht und du es nicht einmal bemerkst. Keine Farben, kein Gewicht und keine Bedeutung. Und du brauchst dann auch nichts mehr zu tun und zu sagen. Weil es nichts Bedeutendes zu tun und sagen gibt. Nichts mehr. So ganz ohne Probleme. Nichts an was man sich reiben kann. Du brauchst nicht einmal mehr etwas zu fühlen. Wie langweilig und öde. Und eine Lüge. Aber auch daran hat Herr P. gedacht, als er dir einredete, dein Leben in willkürlich verdaute runde Kapitel zu zerschneiden. Obwohl es doch nur eines gibt.
Ein immerwährendes Grundrauschen wie von einem fernen Wasserfall. Und dieser feine Sprühnebel aus Worten dreht sich wie ein Karussell aus kalten Nadeln in die Stirn. Immer wieder und wieder und wieder. Was sich noch schneller drehen soll, muss doch einfach und schnittig und so unglaublich nah an der Achse sein. Nur keine Unwucht im Zentrum der trainierten Reflexe. Schlank und rank und den Blickfang mit Sahnehäubchen mit Schokostreuseln bekommen wir auch noch hin. Jetzt aber mit Siebenmeilenstiefeln voran. Hopp Hopp. Ich sehe schon. Wir verstehen uns. Ja Herr P. So ist das genau richtig. Das haben Sie uns schön beigebracht. Und kaum einer hat es bemerkt. Wunderbar. Es funktioniert überall und immer und ein paar hingeworfene Worte reichen doch völlig aus. Na? Na also. Klappt doch. Selbstverständlich natürlich und ehrlich und mit Absicht absolut zielsicher ein wenig vorbei an der 12 wegen der Sollbruchstelle, bei der sich der Text in schillernde Regentropfen zerlegt. Das muß so sein. Und die anderen sehen nur deinen Regenbogen. Ist das nicht ein schönes Spiel? Aber Vorsicht. Nicht zu viele Bruchstellen einbauen. Und denke daran, dass es beim ersten Versuch klappen muss. Mach's mit Drall und Schwung. Formvollendet. Tu es. So richtig dolle Gas geben. Zeige, daß du kein Luschi bist! Du weißt doch. Eine zweite Chance gibt es nicht. Mit Effizienz und zweieinhalb Sätzen schmerzfrei durch die Gedanken reisen. Ja ja. Zeige der Welt, wie gut du die Welt kennst. Ein Pfundskerl bist du. Und dann schlage schnell und präzise zu. Wenn keiner mit dir rechnet. Glaube mir. Du willst dich doch in Wahrheit auch nur schneller drehen. Du willst das Leben spüren. Tu genau das, was dich schmerzfrei einlullt. Denke nicht darüber nach. Eindampfen und filtern, bis dich das Konzentrat der eigenen Gedanken blendet. Und dann schieße es mit Macht heraus. Rotiere das unangenehme Leben aus deinem Schädel und verschwende deine Zeit nicht damit, den Bruchstücken nach rechts oder links hinterher zu schauen. Die Geschichte vom Gewinnen klingt aber auch zu gut.
Kapitel 2
Dir hat man bestimmt auch erzählt, dass es kein links oder rechts gibt, wenn man sich nur schnell genug dreht. Dieser Lügner, dieser elende Lügner. Von Außen wird aus den harten schwarzen Konturen auf weißem Hintergrund ein klebriges verschwommenes Grau. Und du siehst es von innen irgendwann genauso. So ist das. Und ihr versteht euch, weil es so einfach ist und du sowieso nicht für's Grobe bist. Alles Überstehende fliegt von ganz alleine weg. Und du bleibst als große Ausnahme zurück. Ganz stabil alleine. Und am Ende des Regenbogens findet dann jeder seinen kleinen Satz als Schatz, den du dort vergraben hast. Na das ist aber schön? Kannst du dir vorstellen, den glasklaren Wasserfall aus Worten hinunterstürzen, um vielleicht nie wieder aufzutauchen? Warum ein Risiko eingehen, fragst du dich. Du tauchst auf und alles ist schlimmer als zuvor. Ach herrje. So kompliziert. So klebrig und zäh. Der Schlamm aus Verdrängtem. Bäh! Deshalb lasse die Finger davon. Das Grau ist doch so nett und warm und es krault dich am Nacken. Es liebt dich doch. Weshalb einen Gedanken verschwenden. Das willst du doch wirklich nicht und das will auch niemand hören oder sehen oder schmecken oder riechen. Das schillert auch nicht und rauscht nicht so, wie sich der Abgrund das vorstellt. Wegen der Unwucht der Tränen. Na du weißt schon. Deshalb drehe dich. Denke an die Regenbogentropfen, auch wenn es so scheint, als sähen sie grau aus. Alles andere ist doch nur Einbildung. Sprühe sie von dir und drehe dich einfach weiter so. Drehe dich immer schneller und schneller, bis es dir die Tränen aus den Augen herauszieht und du es nicht einmal bemerkst. Keine Farben, kein Gewicht und keine Bedeutung. Und du brauchst dann auch nichts mehr zu tun und zu sagen. Weil es nichts Bedeutendes zu tun und sagen gibt. Nichts mehr. So ganz ohne Probleme. Nichts an was man sich reiben kann. Du brauchst nicht einmal mehr etwas zu fühlen. Wie langweilig und öde. Und eine Lüge. Aber auch daran hat Herr P. gedacht, als er dir einredete, dein Leben in willkürlich verdaute runde Kapitel zu zerschneiden. Obwohl es doch nur eines gibt.
lilly-charlotte,
Samstag, 2. Juni 2007, 13:42
Schöner Text. Vor allem Kapitel 2 gefällt mir gut.
gutemine,
Samstag, 2. Juni 2007, 14:02
ja, dem schließe ich mich an ... sehr schöner, nachdenklich machender Text !