Dienstag, 11. März 2008
Ein Tagtraum
appatoon, Dienstag, 11. März 2008, 23:11
Zerrissene Wolken, zerzaustes Haar und noch bevor der Regen einsetzt, suche ich Schutz in diesem riesigen Einkaufstempel. Der Sog der Drehtür zieht mich hinein in den Koloss aus Glas und Stahl. Meine Lungen atmen Zellplasma. Panisches Ringen nach Luft. Aber ich kann atmen. Mit rudernden Schwimmbewegungen hebe ich vom Boden ab und wundere mich über den lächelnden alten Mann, der sich elegant in Spiralkurven auf mich zubewegt. Dann erreicht er mich, nimmt meine Hand und flüstert mir ins Ohr, daß er mich schon erwartete. Er ignoriert meine fragenden Blicke und beginnt eine Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte über die Entwicklung des Lebens, über uns, über mich und über unser Bedürfnis nach einer Hülle aus Geborgenheit und Schutz. Die Zahnräder greifen lautlos kräftig ineinander, treiben alles voran. Man spürt das Leben, die behütete Befriedigung der Sehnsüchte. Alles hat seinen Platz, seinen Sinn und Bestimmung. Alles fließt und gleitet ohne spürbaren Widerstand. Wir treiben nach oben, klopfen auf gläserne Zellmembranen. Ich staune über kraftstrotzende Mitochondrien, die warmes Licht verschenken und über die Herde von Aminosäuren, die sich wundersam zusammenfinden, um schließlich in geordneten Strukturen zu verklumpen. Aus dem dunklem Untergeschoss mit Vakuolen und Lysosomen zurückgekehrt breitet der alte Mann empfangend die Arme aus, fragt mich ob ich das Wunder der Evolution nun verstünde. Zögernd fasse ich mir ein Herz, frage ihn nach der Energie, die all dies am Laufen hält und ernte doch nur minutenlanges Schweigen. Wir entfernen uns. Nein – etwas trennt uns. Die Drehtür ergreift wieder Besitz von mir, saugt mich ein und spült mich hinaus in den schneidenden Wind. Clint Eastwood drückt mir mit tief im Gesicht sitzendem Hut und hochgezogener Augenbraue ein Prospekt in die Hand und sein im Mundwinkel steckender Zigarillo zeigt steil in den Himmel. Hinauf zu den Geiern hoch über der Stadt, die über unzähligen verdunkelten Läden ihre Kreise immer enger ziehen.

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Freitag, 29. Februar 2008
appatoon, Freitag, 29. Februar 2008, 18:12


Als kulturellen Höhepunkt gab's diese Woche leider nur drei Stunden sightseeing in Lyon. Den Rest des Tages dumpfes Verbrennen von Arbeitzeit.
Sehr schön anzusehen und in jedem Fall einen Besuch Wert: die Basilica Notre Dame de Fourvière oberhalb des Ufers der Saône links oben im Bild. Rechts im Bild ist noch wie überall in Frankreich die Spitze des Eiffelturms zu erkennen.

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 Zeitreisen in die Vergangenheit