Im Eiscafé nachgefragt
appatoon, Sonntag, 13. Mai 2007, 20:17

November 2006 & Gestern
Gestern bei strahlendem Sonnenschein ein längeres interessantes Gespräch mit der Bedienung im "Eis Roma" geführt. Der Gedanke, so ein Eiscafé aufzumachen, war mir ja schon immer sympathisch. Mit diesen nicht ganz uneigennützigen Hintergedanken habe ich etwas konkreter nachgefragt und nachgehakt und in Gedanken mit notiert. Könnte mir vielleicht mal irgendwann nützlich sein. Wer weiß? Das Geschäftsmodell mit italienischem Lederfummel in den kälteren Jahreszeiten und Eiscreme im Sommer klappt übrigens alles in allem seit Jahrzehnten anscheinend prima. Aber warum? Und wohin geht die Reise? Hier kurz zusammengefasst die wichtigsten Fakten und Trends für zukünftige Eiscaféinhaber:
~
Eindeutig zugelegt haben die Frucht-Kombinationen (z.B. Erdbeer-Maracuja, Banane-Mango) und Frucht-Cerealien-Kombinationen (z.B. Erdbeer-Corn Flakes, Banane-S*marties). Im Winter sind übrigens Farbkombinationen auch sehr beliebt.~
Frucht-Celebrity-Kombinationen sind noch in der Entwicklungsphase, aber nicht unkritisch. Ob die Vanille-S*pongebob-Kreation diesen Sommer angeboten werden kann, steht noch in den Sternen. Markenschutz und so. Vanille-Knut wartet aber schon in den Startlöchern. Sehr einfach herzustellen. Dafür gibt’s Förmchen. Vanille-Knut bekommt dann einen Kegelarsch, damit er auch in die Waffel passt und zwei dunkle S*marties-Knopfaugen.~
Die Kaufentscheidung muß saisonal unterschiedlich gesehen werden: quengelige bambini im Sommer und kaufsüchtige donne im Winter. Für das Zücken des Geldbeutels ist der männliche Part zuständig.~
Shoppende Frauen unter sich glotzen meist nur und kaufen strategisch geschickt tendenziell eher die handlichen Sachen (im Winter), kommen aber für die teureren Anschaffungen in männlicher Begleitung wieder (Geldbeutel) und quengeln dann wie die bambini (im Sommer).~
Seit einigen Jahren wird auch im Winter vermehrt nach Eiscreme gefragt. Und das trotz der eindeutigen Auslage mit Lederklamotten. Nächsten Winter wird eventuell ein weiterer Verkaufraum eingerichtet (Leder & Eis separiert). Mann langweilt sich dann nicht so und kann sich ablenken. Alle sind zufrieden. Es kommt ja in jedem Fall was in die Tüte.Permalink (Niemand hat sich Zeit genommen) Ein zeitloser Kommentar?
Eisberg voraus, Käptn! Käptn?
appatoon, Dienstag, 8. Mai 2007, 20:16
Nennt es Projekt, nennt es Firma oder nennt es von mir aus wie ihr wollt. Jedenfalls hat der Kapitän da oben wieder mal zielsicher den Eisberg gerammt. Volle Granate. Und um das mal klarzustellen: ICH bin nicht der Kapitän. Wenn es hereinbricht, wenn die Schiffswand der Länge nach quitschend nachgibt und aufreißt, schaut der Käptn geistig entrückt gen Himmel, spielt den Ahnungslosen mit dem Handrücken an die Stirn gepresst und einem "Oooh.." auf den Lippen. Eine Szene in Schwarzweiß wie aus einem Stummfilm der 20er Jahre. Zu spät das Brechen der Schotten bemerkt und kein noch so großer Arsch der Brücke könnte diese Lecks abdichten. Obwohl es von Ärschen nur so wimmelt. Es schlingert und brodelt und erst jetzt erinnert man sich an die Passagiere der 3. Klasse ganz unten im Bauch des stählernen unsinkbaren Kahns. Ach ja – da war doch was. Wir müssen jetzt alle ganz feste das Wasser aus'm Boot schaufeln. "IHR MACHT DAS SCHON, MÄNNER! GELL?" klingt es von der Brücke, während das Bordorchester unbeirrt weiter musiziert. Und etwa ab hier weicht die Geschichte vom Original ab: der Passagier der 3. Klasse hat sich klammheimlich ein kleines Rettungsboot für den Fall der Fälle gebastelt, lässt den Käptn mit dem Hintern nach oben absaufen und denkt nicht daran, das Meer für irgend jemanden trocken zu legen. Unbeeindruckt paddelt er die darauffolgenden Tage alleine dem dunkelrot schimmernden Feierabendhimmel entgegen und kümmert sich einen Dreck um die Strudel hinter ihm. So gesehen ist vielleicht ein Happy End im Kleinen doch noch möglich. Bis zum nächsten Eisberg. Und wer in diesem Drehbuch den Herzschmerz und die ach so großen Gefühle vermisst, kann sich gerne noch die vom Passagier der 3. Klasse gerettete zickige Sekretärin Stenotypistin von der Brücke mit dazu malen. Das wäre dann aber gelogen. Die Schnepfe würde ich nicht mal aus dramaturgischen Gründen bei meinem Happy End mitmachen lassen.
Permalink (3 haben sich Zeit genommen) Ein zeitloser Kommentar?