Ein Ort und viele Gefühle
appatoon, Montag, 4. September 2006, 20:56
Es gibt Orte, die ich mit bestimmten Gefühlen verbinde. Gefühle, die wie aus der Versenkung urplötzlich auftauchen, wenn ich dort bin. Und dann gibt es noch einige wenige Orte, an denen ich manchmal völlig konträre Gefühle erlebe. Ein solcher Ort ist für mich der ehemalige Grenzübergang Herleshausen.
Mitte der 80er Jahre. Grummeln im Bauch. Die Grenzer winken mich aus der Wagenkolonne raus. Beklemmung. Aussteigen und Koffer rausnehmen. Alles liegt hingebretzelt auf einem langen Tisch. Von der Zahnpasta bis zum Schlüpper muss ich alles nebeneinanderlegen. Erniedrigend. Herzklopfen. Ich koche innerlich. Eine Mischung aus Wut und Respekt, nur zusammengehalten von Selbstbeherrschung. Zwischendurch überkorrekte Fragen und von mir korrekte Antworten. Ich darf die Rücksitzbank wieder einbauen und meine 7 Sachen selbst einräumen. Mir ist schlecht und will am liebsten umdrehen. Den "Spiegel" für meine Verwandten im Osten haben sie trotzdem nicht gesehen. Trage ich am Körper. In meine Socke gesteckt und als Schienbeinschoner missbraucht.
Grenzöffnung. Ein spontaner Entschluss nach Berlin zu fahren. Bin eher zufällig in der Gegend. Einfach mal schauen, was passiert. Etwas Unbehagen. Wagenkolonnen. Hupen ohne Ende. Deutschlandfahnen. Tausende von Menschen feiern. Alkohol, Gekröle und Umarmungen mit Fremden. Rumgehopse. Adrenalin pur. Meine Stimmung wandelt sich in Euphorie. Die Grenzer stehen etwas zerdeppert da und müssen zuschauen, wie sich eine Menge an den Grenzhäuschen zu schaffen macht. Keine Spur von Mitleid. Ich fahre einfach durch die Grenze. Transit nach Berlin. Keine Kontrolle. Nichts. Mein Pass liegt zu Hause. Ein wenig Bammel deshalb.
Gestern. Kurz bevor ich dort vorbeifahre, fällt mir schlagartig wieder alles ein. Gedankenfetzen von Vergangenem. Zwei Filme laufen gleichzeitig ab. Man könnte fast glauben, es sei dort nie etwas passiert. Es sieht friedlich aus. Trotzdem abwechselnd ein Abklatsch von Wut und Euphorie, bis das Gefühlsdurcheinander verflacht. Unklar und etwas befremdlich. Ich kann es irgendwie nicht einordnen.
Mitte der 80er Jahre. Grummeln im Bauch. Die Grenzer winken mich aus der Wagenkolonne raus. Beklemmung. Aussteigen und Koffer rausnehmen. Alles liegt hingebretzelt auf einem langen Tisch. Von der Zahnpasta bis zum Schlüpper muss ich alles nebeneinanderlegen. Erniedrigend. Herzklopfen. Ich koche innerlich. Eine Mischung aus Wut und Respekt, nur zusammengehalten von Selbstbeherrschung. Zwischendurch überkorrekte Fragen und von mir korrekte Antworten. Ich darf die Rücksitzbank wieder einbauen und meine 7 Sachen selbst einräumen. Mir ist schlecht und will am liebsten umdrehen. Den "Spiegel" für meine Verwandten im Osten haben sie trotzdem nicht gesehen. Trage ich am Körper. In meine Socke gesteckt und als Schienbeinschoner missbraucht.
Grenzöffnung. Ein spontaner Entschluss nach Berlin zu fahren. Bin eher zufällig in der Gegend. Einfach mal schauen, was passiert. Etwas Unbehagen. Wagenkolonnen. Hupen ohne Ende. Deutschlandfahnen. Tausende von Menschen feiern. Alkohol, Gekröle und Umarmungen mit Fremden. Rumgehopse. Adrenalin pur. Meine Stimmung wandelt sich in Euphorie. Die Grenzer stehen etwas zerdeppert da und müssen zuschauen, wie sich eine Menge an den Grenzhäuschen zu schaffen macht. Keine Spur von Mitleid. Ich fahre einfach durch die Grenze. Transit nach Berlin. Keine Kontrolle. Nichts. Mein Pass liegt zu Hause. Ein wenig Bammel deshalb.
Gestern. Kurz bevor ich dort vorbeifahre, fällt mir schlagartig wieder alles ein. Gedankenfetzen von Vergangenem. Zwei Filme laufen gleichzeitig ab. Man könnte fast glauben, es sei dort nie etwas passiert. Es sieht friedlich aus. Trotzdem abwechselnd ein Abklatsch von Wut und Euphorie, bis das Gefühlsdurcheinander verflacht. Unklar und etwas befremdlich. Ich kann es irgendwie nicht einordnen.
Permalink (Niemand hat sich Zeit genommen) Ein zeitloser Kommentar?
Embedded
appatoon, Samstag, 2. September 2006, 15:10
Wenn man mobil bloggt, kann man voll im virtuellen Leben stehen. Oder wie ich jetzt im Stau. Vielleicht gibts auf den 2km hinter mir und 5km vor mir noch andere mobile. Der Gedanke bewegt mich, auch wenn ich gerade stehe. Man koennte sich doch zusammen die Zeit ein wenig vertreiben. Mit der stehenden community mobil chatten, ein paar aufmunternde Worte und mitpoebeln gegen den Stillstand. Die Realitaet sieht anders aus. Neben mir ein Ehepaar mit genervten Kindern und vor mir das Fraeulein im schicken Alfa-Cabrio, die hastig versucht, im beginnenden Nieselregen das Verdeck zu schliessen. Das einzige, was uns hier auf der Autobahn verbindet, ist der Blick in die gleiche Richtung und der Wunsch, dass sich endlich was bewegt.
Permalink (2 haben sich Zeit genommen) Ein zeitloser Kommentar?