Blick vom Balkon...morgens um halb 11
appatoon, Sonntag, 21. Mai 2006, 12:50

Die Laterne sprach zum Hänger
die Nacht war gerad' vorüber
warum hälst' du mich nur fest
mein Hals wird immer länger!
Ich glaub' du spinnst
du hälst mich fest
tagaus, tagein die ganze Nacht
damit nur du gewinnst!
Laterne schaut auf Hänger runter
dreht sich um und lacht verschmitzt
bild' dir bloss nix ein
mir wird’s hier immer bunter
Ich hab Räder – du hast keine
Hänger nervt und lässt nicht locker
quängelt er den ganzen Tag
auf 'ne Tour – 'ne ganz gemeine!
Laterne spricht zum kleinen Wicht
Ich sag dir was – ganz unter uns
hörst du nicht auf zu klammern
nerv' ich dich mit meinem Licht!
Hänger ist jetzt angeschlagen
kontert dann geschwind
du machst das Licht nicht an und aus
das wirst du nicht wagen!
Die Typen mit den beiden Beinen
das weiss doch jeder Hänger
die sind Herrscher über's Licht
du kannst mich nicht leimen!
Eigentlich vermiss' ich dich
bist du auf grosser Reise
wart' ich bis du wiederkommst
freu' ich ganz dolle mich!
Beide weinen, beide lachen
wie's Freunde manchmal tun
einer rollt der andere strahlt
sich dann zusammen bewachen!
Hänger und Laterne schwören
bis der der TÜV uns scheidet
wollen wir uns zusammenketten
und meistens aufeinander hörn.
Der geneigte Leser mag' die Schüttelreimqualität auf Grund der frühen Morgenstunde und der Zeitvorgabe des Autors von 10min verzeihen...schönen Tag noch!
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Von Schrauben und anderem Kleinkram
appatoon, Sonntag, 21. Mai 2006, 01:51

Ich bin getroffen und betroffen! Im Café sitzend und denselben schlürfend schlage ich die örtliche Tageszeitung auf, die ich allerdings nur Samstags lese. (Nur Samstags, da fast in jeder Ausgabe mindestens 1x das lächelnde Gesicht des Oberbürgermeisters abgebildet ist – zuviel des Guten für meinen Geschmack...)
Sofort beim Lokalteil beginnend und die grosse Weltpolitik überblätternd muss ich lesen, dass schon wieder ein Geschäft mitten in der Fussgängerzone die Grätsche macht. Genauer gesagt ein „Einzelhandelsgeschäft für Glas, Porzellan, Hausrat und Eisenwaren“. Wie das schon klingt – Hausrat, Eisenwaren... „C'est la vie“ wird man hören oder vielleicht: „Das ist halt der Lauf der Zeit“. Aber es ist schon wieder ein kleines Stückchen Identität der Stadt, die verloren geht. Nach der Gründung im Jahre 1868, zwei überstandenen Weltkriegen und einigen wirtschaftlichen Problemen ist eben nun Schluß – Ende und Aus!
Als kleiner Junge war ich zuerst nicht unbedingt ein Freund dieses Geschäfts. Ich wollte eigentlich lieber zum Spielwarenladen nebenan, war dann aber (nachdem mich mein Vater dort hingeschleppt hatte) doch schliesslich angetan von den vielen tollen Maschinen, den Dichtungsringen, die man noch an einem Nagel hängend kaufen konnte und den Kästen voll mit Schrauben, in denen man so schön 'rumwühlen konnte (...wie das Jungs eben so machen...) und die auch einzeln verkauft wurden.
Tja – die Schrauben kann man auch heute noch einzeln kaufen – macht aber keiner mehr. Besorgt um die Situation des Einzelhandels zeigt sich der Oberbürgermeister mal in der Lokalzeitung, mal im Regionalfernsehen....aber was lese ich hier...wo ist er morgen? Anstich Maibockfest und Eröffnung Schützenfest. Und nächste Woche die Eröffnung der Modeschau im mehrstöckigen Kauf-Palast nebenan.
Das Geschäft für Hausrat und Eisenwaren wird bald vergessen sein. Der neue Mieter wird sicherlich mehr Zuspruch beim Kunden finden. Vielleicht ein Handyshop? Ein Restpostenladen auf „Geiz ist geilen“ 2 Etagen? Kein Ahnung – ich möcht's gar nicht wissen. Ich trinke meinen Kaffee aus und gehe.
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